Anfängern empfehle ich sehr, im Internet ein Pseudonym zu wählen, für Minderjährige sollte es verpflichtend sein.
Ein Pseudonym schützt zwar nicht davor, bei Facebook gründlich ausgespäht und von angeblichen Freunden fürchterlich gemobbt zu werden. Es hat aber den Vorzug, dass man nicht noch nach fünf Jahren auf der Party zu hören kriegt "Strüber, waren Sie nicht der Fall von Supermobbing, der damals durchs Netz ging? Wie haben Sie sich eigentlich damals gefühlt?"
Das nicht, aber wenn ein Wikipedianer 1000 Artikel geschrieben hat und davon 30 exzellente, dann wird jeder Personalchef fürchten, dass derjenige nicht die geforderten 100% Arbeitskraft für den Betrieb aufbringt, sondern nach dem Feierabend um 0:30 doch noch mal einen Artikel verfasst, in dem er womöglich auch noch etwas von seinen einzigartigen Spezialkenntnissen preisgibt, die die Firma für sich monopolisieren will.
Wenn er dann fordert, dass nachträglich all seine guten Artikel unter einem neuen Pseudonym veröffentlicht werden sollen, wird ihm das nicht mehr viel helfen.
Jetzt zu den Nachteilen von Pseudonymen: Ein gewisser Jimmy Donal Wales hätte als John Smith vermutlich bei vielen Wikipedianern, aber nicht nur bei denen ein geringeres Ansehen.
Aber auch ein schlichter Walter Böhme kommt seltener in die Situation, dass sein Name falsch ausgesprochen wird, als ein Fontanefan (wenn man nicht erkennt, dass er ein Fan von Fontane ist). Auch will manchem nicht in den Kopf, dass Fontane44 und Fonty mit Fontanefan identisch sein könnten, während man Walter Böhme gern glaubt, dass er erfolgreicher Elektriker ist. (Google)
Eben finde ich auf Lernspielwiese einen weiteren Nachteil des Pseudonyms: "Als was will ich wahrgenommen werden? Puh… eigentlich als die, die ich bin „Christa Schwemlein“ mit „e“ und einem „m“"
Da ich an Identität nicht so dringlich glaube, ist mir das nicht so wichtig. Aber ich brauche als Blogger auch keinen Markennamen, da ich damit kein Geld verdienen muss. (Merke: Für Anfänger ein Argument für ein Pseudonym. Weshalb hat Goethe so viele Manuskripte verbrannt? Weshalb ärgert er sich noch heute, dass man seinem "Urfaust" und seinem "Urmeister" auf die Schliche gekommen ist? Weil er als das gelten wollte, was er geworden war, nicht als das, was er auf dem Wege zum Markenartikel "Olympier" war.)
Wenn ich Vor- und Nachteile gegen einander abwäge, bleibe ich bei: Für Anfänger Pseudonym. Es zu lüften fällt viel leichter, als nachträglich eins herstellen zu lassen.
Es sei denn, man ist Lord Oxford und schreibt unter dem Pseudonym William Shakespeare. Das wird man dann so leicht nicht wieder los. Mein Ratschlag an alle zukünftigen Lord Oxfords: Nie wieder unter Pseudonym!
Dazu von Dörte Giebel mit weiter weisenden Links ... die Klarnamen-Debatte um GooglePlus usw. ...
Ärgerlich ist es, wenn bei Facebook, dem konsequenten Verletzer des Art. 1 des Grundgesetzes (informationelle Selbstbestimmung), eine Diskussion über Pseudonyme geführt wird, an der man natürlich nur nach Aufgabe dieses Rechtes teilnehmen kann, und wenn selbst ein Blog auf wordpress, auf dem das angekündigt wird, keine Kommentare von angemeldeten Wordpress-Nutzern akzeptiert, sondern eine Spezialanmeldung verlangt.
Der Blog wird vom Forum Bildung, Wirtschaft und Entwicklung, das im §2 seiner Satzung über "Vereinszweck" schreibt:
"§ 2 Vereinszweck
Zweck des Vereins ist die Förderung von WISSENSCHAFT, FORSCHUNG, BILDUNG, ERZIEHUNG,
KUNST, KULTUR, SPORT, RELIGION und KIRCHE zur beruflichen Aus- und Weiterbildung bzw.
Anwendung. Zielsetzung ist die Stärkung einer stabilen, wohlstandsbildenden und zielorientierten
Wirtschaftskultur – anknüpfend an Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft - die eher ein
„Miteinander“ als ein „Gegeneinander“ im Wirtschaftsprozess betonen. Gleichzeitig zielt das
Engagement des Vereins primär auf die Ebenen von (1.) Individuum und (2.) Organisation, sekundär
auf die Ebene der (3.) Gesellschaft insgesamt („Bottom-Up-Perspektive“, „tragfähige Subsidiarität“,
„Verein zur Bewältigung der Krise“)"
Es sollte ehrlicherweise auch dazu setzen: Verhinderung einer offenen Diskussion.
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