hr info wissenswert (Podcast der Sendung vom 30.4.16)
Meine persönlichen Erinnerungen an das Quadriga-Funkkolleg 11.3.2013
Das Quadriga Funkkolleg habe ich in bester Erinnerung. Die Studienbriefe ließen sich wie Zeitung lesen, die Hausarbeiten wie Kreuzworträtsel lösen, beim Klausurenschreiben sah man, wer sonst dem Hobby frönte, und bei alledem wurde man über neuere Tendenzen auf Gebieten, die einen interessierten, durch informierte Überblicke auf dem Laufenden gehalten. Das Internet bietet zwar auch manches. Aber beim Vergleich der Mathematik- und Linguistikvorlesungen (diese nur als Beispiel) im Netz schneiden die damaligen Begleitbriefe eindeutig besser ab. (Die Sendungen und Begleitbücher waren demgegenüber zweite Wahl.) Ich kann mathematische und linguistische Gedankengänge schriftlich besser nachvollziehen als über das Hören. So verdienstvoll das Funkkolleg Medien, das ich gegenwärtig mitverfolge, ist, es ist nur zum Hören, und die schriftlichen Texte sind zu unübersichtlich.
Und etwas ausführlicher am 14.8.2012:
Das Quadriga Funkkolleg, vom Hessischen Rundfunk angefangen, von der Quadriga von HR, SR, SDR und SWF ausgebaut, war eine vorzügliche Möglichkeit für Lehrer, die fernab jeder Universitätsbibliothek wohnten, sich über laufende wissenschaftliche Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
Strukturalistische Linguistik und Generative Tranformationsgrammatik sind zwar nur kurzfristig und relativ oberflächlich in den schulischen Sprachunterricht eingegangen, doch bot das Funkkolleg "Sprache – Eine Einführung in die moderne Linguistik" genügend Einführung, dass man Elemente davon einsetzen konnte und andererseits sich ein Bild darüber machen konnte, was dem Sprachunterricht ohne diese Konzepte fehhlte (bzw. nicht fehlte).
"Pädagogische Psychologie" und "Beratung in der Erziehung" hatten zu Recht die höchsten Teilnehmerzahlen und zwar höchstwahrscheinlich primär bei Lehrern; denn diese Gebiete waren in der Lehrerausbildung der davor liegenden Jahre meist recht stiefmütterlich behandelt worden, so wenig ich manche Universitätsveranstaltungen dieser Zeit missen möchte.
Diese beiden Funkkollegs brachten durch Auffrischung und Ergänzung von Kenntnissen und durch Ausweitung des methodischen Instrumentariums Ansätze, die eigene Praxis nicht nur aufgrund der eigenen Erfahrung zu reflektieren. Den Blick von außen vermochten sie freilich nicht zu ersetzen.
Damals habe ich das multiple-choice-Verfahren schätzen gelernt. So wenig es geeignet war, Verständnis abzuprüfen, so geeignet war es doch bei den Hausarbeiten als Checkliste, welche Texte man sich bisher noch nicht oder nicht genau genug angesehen hatte.
Für mich waren die Begleitbriefe immer das Wichtigste. Ich habe sie nach dem Eintreffen wie Zeitung gelesen, wenn auch natürlich nicht auf einen Rutsch. Dagegen war es unverhältnismäßig aufwändig, die Sendezeiten wahrzunehmen. So habe ich dann auch, als die Quadriga sich auflöste und Sendungen in den Mittelpunkt traten, die Beteiligung am Funkkolleg aufgegeben.
So sehr ich das Internet und insbesondere Wikipedia als Informationsquelle schätze und zu würdigen weiß, dass Universitäten Vorlesungen zugänglich machen (Beispiel Yale), das Funkkolleg können sie mir nicht ersetzen.
Dort wurde aktuelle Forschungsstand auf einem Sachgebiet umrissen und andererseits didaktisch so gut aufbereitet, dass man den Zusammenhang nicht verlor, auch wenn man eine intensivere Lektüre von Fachliteratur nur noch vereinzelt leisten konnte.
Leider hat die Lehrerfortbildung, die ich erlebt habe, das so nicht leisten können.
Was sie für mich geleistet hat, war Anstoß zur inhaltlichen Erarbeitung von Teilgebieten, Einführung in neuere methodische und didaktische Konzepte und die Hinführung zur fachlich Arbeit mit Computer und Internet.
Das war eine ganze Menge! Doch führte dessen Beschreibung mich ganz vom Thema Praxisreflexion weg.
Doch eins sollte ich in diesem Kontext ansprechen: Das war angeleitetes Lernen. Ganz selbständiges, nur von eigenen Interessen geleitetes Lernen kann zu einer Verengung des Blicks führen, wie sie durch das Verharren in den eigenen sozialen Netzwerken und durch die Ausrichtung von Suchmaschinen auf die eigenen Vorlieben beim Umgang mit dem Netz ohnehin drohen.
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