Montag, 9. Mai 2016

Fk Folge 22 Wie geht eine gerechte Wirtschaft?


Wie geht eine gerechte Wirtschaft?  Autorin: Bettina Emmerich


Sendedatum in hr-iNFO: Montag, 09.05.16, 20.35 Uhr
Wiederholungen: am folgenden Samstag, 11.35 Uhr und Sonntag, 8.35 Uhr und 20.35 Uhr
Der Kapitalismus macht Menschen arm, machtlos und unglücklich. Und er macht sie auch wohlhabend, einflussreich und glücklich. Die einen, weil sie offenbar fleißig, schlau und schnell sind, die anderen, weil sie anscheinend faul, dumm und zu langsam sind – oder einfach Pech haben. In welche Familie oder auf welchem Kontinent wir geboren sind, das wird unser ganzes Leben prägen. Demokratische Gesellschaften versprechen Chancengleichheit. In vielen Verfassungen steht das Recht, sein Glück zu suchen. Viele ökonomische Entscheidungen und Entwicklungen sind jedoch rasend ungerecht.
Warum Milliardäre bei uns nicht zur Kasse gebeten werden
In Deutschland stehen 150 Milliardären rund 5 Millionen Menschen gegenüber, die als Aufstocker oder Hartz-IV-Empfänger leben. Wie ist das möglich in einem reichen Land, in dem so viele Menschen Arbeitsplätze haben wie noch nie, die Arbeitslosigkeit einen Tiefstand erreicht hat und die Wirtschaft brummt? 
In einem Funkkolleg Extra spricht Bettina Emmerich mit Politikwissenschaftler Prof. Christoph Butterwegge über Armut in Deutschland. Zu hören an Pfingstmontag in hr-iNFO um 20.35 Uhr (Wdh. am folgenden Samstag, 11.35 Uhr und Sonntag, 8.35 Uhr und 20.35 Uhr).
Gerechte Wirtschaft – geht das?

Punktuelle Mitschrift:
Jean Ziegler verweist darauf, dass die Menschenrechtserklärung zwar viel verspricht, aber ihre Versprechen bricht.

Warum schaffen wir es nicht, den Reichtum brüderlich zu teilen? 
Beispiel: Nahrungsmittelproduktion könnte 12 Mrd. versorgen, aber Hunderte von Millionen hungern.
Über Armut gibt es Erhebungen, über Reichtum nicht.
In Einkommensgerechtigkeit liegt Deutschland nach dem internationalen Gerechtigkeitsmonitor im unteren Drittel. 
Adam Smith erfand auch den trickle-down-Effekt. Noch 1985 versprach Ronald Reagan bei einer angekündigten Steuersenkung, das würde passieren. Stiglitz zeigt anhand der Zahlen auf, dass dieser Effekt nicht funktioniert.
Piketty: Vermögensverteilung sorgt dafür, dass Arbeitsleistung immer schlechter belohnt wird als Vermögen. 

Forst: Gerechtigkeit ist das Gegenteil von Willkür. In einer gerechten Gesellschaft können Menschen ihre Gesellschaft auch beeinflussen.
Hartmanns Untersuchung: Nur 43% der Elite halten die deutsche Gesellschaft für ungerecht. Ganz anders sieht es bei denen, die aus Arbeiterhaushalten aufgestiegen sind.
Von den Erbschaften dieser Generation könnte man alle Hartz IV Empfänger 150 Jahre bezahlen. 

Es gibt Initiativen für die Einführung einer höheren Erbschaftssteuer.

Forst: Gerechtigkeit kann nicht über Stiftungen und Spenden erreicht werden. Sie ist eine politische Aufgabe.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Snapchat-Hype (re:publica 2016)

"Es gab auf dieser re:publica zwei Redner, die nur per Video zugeschaltet wurden, aber trotzdem einen Besucheransturm auslösten. Der eine war Edward Snowden, der ein globales Spähsystem enttarnt hat. Der andere ein Zehntklässler namens Joshi, der sich aus seinem Jugendzimmer in Hamburg-Altona zuschaltete. [...]
Anruf bei Joshi, am Tag nach dem Vortrag: Hat er denn mit so viel Aufmerksamkeit gerechnet? "Joahr", sagt der 15-Jährige, "die wollen halt Snapchat als Marketingtool benutzen." Es gebe nun mal ein "großes Interesse daran, zu verstehen, warum wir das so toll finden". [...]
Jugendkultur wird nicht erst seit gestern vermarktet. Aber je schneller sich die Trends ablösen und je wichtiger die Zielgruppe wird, desto größer werden Interesse und Unwissen bei Medien, Werbern, Vermarktern, Unternehmen. Gerade hatte man das Marketing auf YouTube verstanden. Bei Snapchat wird alles noch etwas dringlicher, unsicherer, nervöser, weil selbst jene Inhalte, für die sich die Vermarkter interessieren, nach 24 Stunden verschwunden sind." (Snapchat-Hype, SPON 4.5.16)

Mittwoch, 4. Mai 2016

Funkkolleg Wirtschaft Folge 21: Lehman Reloaded – nach dem Crash ist vor dem Crash

Lehman Reloaded – nach dem Crash ist vor dem Crash


Ein Blick zurück in die Geschichte der Wirtschaft zeigt: Immer schon folgten Blütezeiten auf Krisen und umgekehrt. Es hat Dutzende von Währungszusammenbrüchen gegeben. Kriege, die von wirtschaftlichen Interessen gesteuert waren. Folgt dieses ständige Auf und Ab einem bestimmten Muster? Was unterscheidet die Wirtschaftskrisen der vorindustriellen Zeit von den Turbulenzen im Zeitalter der Globalisierung? Sind Krisen die Kehrseite eines enormen Wirtschaftswachstums? Eine Krise kommen sehen, das fällt schwer, den Gewinnern in Krisen ebenso wie den Verlierern. Wo gedeihen Krisen am besten – in Demokratien oder Diktaturen? Welche Rollen spielen die Notenbanken und Börsen?

Montag, 2. Mai 2016

Funkkolleg Wirtschaft Folgen 18-20

(18)11.04.16Kann der Privatsektor alles besser? Das Dogma vom effizienten Markt
(19)18.04.16Taschengeld für alle! Die Utopie des bedingungslosen Grundeinkommens
(20)25.04.16Kann man die Finanzmärkte bändigen?

50 Jahre Funkkolleg

hr info wissenswert (Podcast der Sendung vom 30.4.16)

Meine persönlichen Erinnerungen an das Quadriga-Funkkolleg 11.3.2013

Das Quadriga Funkkolleg habe ich in bester Erinnerung. Die Studienbriefe ließen sich wie Zeitung lesen, die Hausarbeiten wie Kreuzworträtsel lösen, beim Klausurenschreiben sah man, wer sonst dem Hobby frönte, und bei alledem wurde man über neuere Tendenzen auf Gebieten, die einen interessierten, durch informierte Überblicke auf dem Laufenden gehalten. Das Internet bietet zwar auch manches. Aber beim Vergleich der Mathematik- und Linguistikvorlesungen (diese nur als Beispiel) im Netz schneiden die damaligen Begleitbriefe eindeutig besser ab. (Die Sendungen und Begleitbücher waren demgegenüber zweite Wahl.) Ich kann mathematische und linguistische Gedankengänge schriftlich besser nachvollziehen als über das Hören. So verdienstvoll das Funkkolleg Medien, das ich gegenwärtig mitverfolge, ist, es ist nur zum Hören, und die schriftlichen Texte sind zu unübersichtlich. 

Und etwas ausführlicher am 14.8.2012:
Das Quadriga Funkkolleg, vom Hessischen Rundfunk angefangen, von der Quadriga von HR, SR, SDR und SWF ausgebaut, war eine vorzügliche Möglichkeit für Lehrer, die fernab jeder Universitätsbibliothek wohnten, sich über laufende wissenschaftliche Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
Strukturalistische Linguistik und Generative Tranformationsgrammatik sind zwar nur kurzfristig und relativ oberflächlich in den schulischen Sprachunterricht eingegangen, doch bot das Funkkolleg "Sprache – Eine Einführung in die moderne Linguistik" genügend Einführung, dass man Elemente davon einsetzen konnte und andererseits sich ein Bild darüber machen konnte, was dem Sprachunterricht ohne diese Konzepte fehhlte (bzw. nicht fehlte).

"Pädagogische Psychologie" und "Beratung in der Erziehung" hatten zu Recht die höchsten Teilnehmerzahlen und zwar höchstwahrscheinlich primär bei Lehrern; denn diese Gebiete waren in der Lehrerausbildung der davor liegenden Jahre meist recht stiefmütterlich behandelt worden, so wenig ich manche Universitätsveranstaltungen dieser Zeit missen möchte.
Diese beiden Funkkollegs brachten durch Auffrischung und Ergänzung von Kenntnissen und durch Ausweitung des methodischen Instrumentariums Ansätze, die eigene Praxis nicht nur aufgrund der eigenen Erfahrung zu reflektieren. Den Blick von außen vermochten sie freilich nicht zu ersetzen.

Damals habe ich das multiple-choice-Verfahren schätzen gelernt. So wenig es geeignet war, Verständnis abzuprüfen, so geeignet war es doch bei den Hausarbeiten als Checkliste, welche Texte man sich bisher noch nicht oder nicht genau genug angesehen hatte.
Für mich waren die Begleitbriefe immer das Wichtigste. Ich habe sie nach dem Eintreffen wie Zeitung gelesen, wenn auch natürlich nicht auf einen Rutsch. Dagegen war es unverhältnismäßig aufwändig, die Sendezeiten wahrzunehmen. So habe ich dann auch, als die Quadriga sich auflöste und Sendungen in den Mittelpunkt traten, die Beteiligung am Funkkolleg aufgegeben.

So sehr ich das Internet und insbesondere Wikipedia als Informationsquelle schätze und zu würdigen weiß, dass Universitäten Vorlesungen zugänglich machen (Beispiel Yale), das Funkkolleg können sie mir nicht ersetzen.
Dort wurde aktuelle Forschungsstand auf einem Sachgebiet umrissen und andererseits didaktisch so gut aufbereitet, dass man den Zusammenhang nicht verlor, auch wenn man eine intensivere Lektüre von Fachliteratur nur noch vereinzelt leisten konnte.
Leider hat die Lehrerfortbildung, die ich erlebt habe, das so nicht leisten können.

Was sie für mich geleistet hat, war Anstoß zur inhaltlichen Erarbeitung von Teilgebieten, Einführung in neuere methodische und didaktische Konzepte und die Hinführung zur fachlich Arbeit mit Computer und Internet.
Das war eine ganze Menge! Doch führte dessen Beschreibung mich ganz vom Thema Praxisreflexion weg.

Doch eins sollte ich in diesem Kontext ansprechen: Das war angeleitetes Lernen. Ganz selbständiges, nur von eigenen Interessen geleitetes Lernen kann zu einer Verengung des Blicks führen, wie sie durch das Verharren  in den eigenen sozialen Netzwerken und durch die Ausrichtung von Suchmaschinen auf die eigenen Vorlieben  beim Umgang mit dem Netz ohnehin drohen.

re:publica 2016

re:publica 2016 oder auch re:publicaTEN

Tweets

Bei Spiegel Online  Live-Stream 
2.Mai:
12.15 Fight for Your Digital Rights (Markus Beckedahl)
13.30 The Courage of Compassion (Heather Armstrong)
14.00 Big Data für a Public Good (Sarah Williams)
14.45 A New Feel For Print - Paper Music Instruments (Kate Stone)
16.00 The City As An Open System (Richard Sennett)
17.15 Know Your Terrorist Credit Score! (Kate Crawford)*
18.30 Art: What Is It Good For? (Ruth Daniel)
19.00 Music Is The Instrument - Innovation For Impact (Matan Berkowitz)
19.45 The Age Of Trotzdem (Sascha Lobo)


Session Tipps haben zum Beispiel t3n und RP Online

*IBM developed an algorithm to tell 'real refugees' from potential terrorists, a 'terrorist credit score' (!)
 von ADRIAN LOBE faznet
"Der Score zeigt eine Wahrscheinlichkeit an, ähnlich einem Kreditausfallrisiko, mit der ein Flüchtling seine Identität fingiert und bei der Registrierung schwindelt. Wie genau der Wert berechnet wird und wo das Verfahren schon zum Einsatz kommt, wollte der Konzern auf Anfrage nicht mitteilen."


re:publica 2016: "Das ist nicht das Netz, das wir wollen" 

(Vortrag von Eben Moglen und  Mishi Choudhary) SPON 2.5.16

Snowden bei der : “Wir müssen jetzt die Weichen stellen, in welcher Zukunft wir leben möchten“ (Tweet von Gutjahr)

Sascha Lobo: The Age of Trotzdem*
Wir sind die digitally lost generation. Einschrittanleitung zur Aufrechterhaltung des Optimismus: Trotzdem.
Haussmannisierung des Internet (Aufstände von unten verhindern)
Werdet Unternehmer! Ändert selbst!

hmm auch nichts Neues. Ausweg aus dem Trotzdem Suchmaschine gründen? snapchat für Erwachsene, funktionierender ERsatz f. itunes
hat so viele Facebook Fans wie CDU, SPD und Grüne zusammen. Da weiß man nicht, ob man Facebook oder Deutschland weniger mag.
"Wer bei Auschwitz zuerst daran denkt, was es in "uns" zerstört hat (Gauland Zitat) , der ist nichts anderes als ein Nazi.

* vgl. Trotz alledem  "Text eines vertonten Gedichtes von Ferdinand Freiligrath, das wiederum in Anlehnung an A Man’s a Man for A’ That von Robert Burns entstand." (Wikipedia)
und Camus: Der Mythos des Sisyphos