Montag, 7. März 2016

Fk Wirtschaft Folge 16: Welt ohne Wachstum?


16 Vorwärts im Rückwärtsgang – eine Welt ohne Wachstum?

Autorin: Judith Kösters


„Wenn es uns gut gehen soll, muss die Wirtschaft wachsen.“ Diesen Glaubenssatz haben wir tief verinnerlicht. In Deutschland ist das Wirtschaftswachstum als Ziel der Politik sogar in einem Gesetz festgeschrieben. In vielerlei Hinsicht ist unsere Gesellschaft, unser Sozialstaat, tatsächlich auf Dauer-Wachstum ausgelegt. Ob bei der Rente oder im Gesundheitswesen, das System kommt ins Schlingern, wenn das Wachstum fehlt. Gleichzeitig wächst auch der Ressourcenverbrauch, die Umweltverschmutzung, die Klima-Belastung. Wachstums-Kritiker wie Naomi Klein oder die Veranstalter internationaler „Degrowth“-Kongresse wie zuletzt 2014 in Leipzig fordern ein Umsteuern. Gerade die jüngeren Menschen sympathisieren mit diesem Ruf, denn das „Immer mehr“ ist auch anstrengend für jeden Einzelnen.  Aber wie könnte ein Kapitalismus aussehen, der sich vom Wachstum verabschiedet? Brauchen wir stattdessen ein „qualitatives“ Wachstum?

Zusammenhang von Zufriedenheit und Einkommen (Welt 22.10.15)

"Wer täglich darum kämpfen muss, seinen Alltag finanziell zu bestreiten, der hat wenig Chancen, glücklich zu sein. Ab einer Grenze von 75.000 Dollar, umgerechnet gut 61.000 Euro, muss man sich um das Geld hingegen offensichtlich im Alltag keine großen Gedanken mehr machen. [...]
Danach macht mehr Geld auch die Deutschen glücklicher. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Glückszuwachs bei höheren Einkommen geringer ist als bei niedrigeren. Unterhalb eines Monatsnettoeinkommens von 1200 Euro schlägt sich jede Erhöhung um 100 Euro dreimal so stark im Glück nieder wie oberhalb von 1200 Euro."
Armut und Empfindlichkeit bei Rückschlägen
Weiter ergab die Untersuchung, dass arme Menschen schlechte Erfahrungen wie Scheidungen, Krankheit oder Einsamkeit stärker negativ empfinden als Menschen mit einem gutem Einkommen.

Theodor Fontane wusste das schon, als er am 17.4 1854 an Theodor Storm schrieb:
"Erst unter natürlichen, wohlhabenden, sorglosen und freien Menschen fühlt man so recht, welch ein stellenweis erbärmliches Leben man in unsern großen Städten und unter unsern kleinen, dürftigen Sechserverhältnissen führt.Allerdings möcht ich nicht tauschen, unser geistiges Leben hat eine Süße, von der ich unfähig wäre, mich zu entwöhnen, aber inmitten eines äußerlichen Behagens , das bei 35 Rtl. monatlichen Gehalts schlecht zu kultivieren ist, wird einem wenigstens fühlbar, daß das Glück, das man genießt, nur ein halbes ist, ein schwer erkauftes, dessen Einsatz oft höher ist als der Gewinn.
Es ist wunderbar, in wie nahen Beziehungen Menschenglück und Putenbraten zueinander stehn und welche Püffe das Herz verträgt, wenn man jeden Schlag mit einer Flasche Markobrunner parieren kann.

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