[...] Unsere Gesellschaft wird im Schnitt immer älter und der Generationenvertrag, so wie er ursprünglich gedacht war, wird die Rentner wohl nicht mehr ausreichend finanzieren können. Immer mehr schlecht bezahlte Jobs für große Bevölkerungsteile führen die Forderungen nach privater Vorsorge ad absurdum.[...]
Fragen:
Wie kann der Sozialstaat unabhängig vom demografischen Wandel funktionieren?
Welche Rolle spielt Einwanderung?
Wie viel Verantwortung kann und sollte jeder Einzelne übernehmen?
Sendung
25:03 min (Download Funkkolleg Wirtschaft (15), MP3-Audioformat, 46 MB)
Zusatzmaterial:
Psychologie der Altersvorsorge: Entscheidungsfindung in der Ent(d)sparphase
[...] Für die Phase der aktiven Verwendung des angesammelten Vermögens zwischen dem Renteneintritt und dem Erbfall gibt es jedoch wenig Aussagen.[...]
Welche Funktion und Bedeutung hat das angesparte Vermögen für den Einzelnen?
Welches sind eingeübte oder selbst verordnete Ausgabe-Maximen?
Wie viel wird für die eigenen Bedürfnisse eingesetzt?
Welche Rolle spielt der Wunsch, Teile des Vermögens zu vererben oder es noch zu Lebzeiten zumindest in Teilen an die nachfolgende Generation zu übertragen?
Wie viel kann von dem Ersparten wirklich ausgegeben werden angesichts eines schwer kalkulierbaren Langlebigkeitsrisikos?
Wie viel wird für Unvorhersehbares zurückgehalten?
Grundsätzlich werden Begriffe wie „alt“ oder „Senior“ von der Generation 50 plus gemieden. Solche Begriffe werden erlebt als Sinnbild für
Verlust körperlicher und geistiger Beweglichkeit und Lebendigkeit
Fremdbestimmung und ohnmächtiges Angewiesen-Sein auf andere (zum Beispiel die eigenen Kinder oder „fremde“ Institutionen)
Einengung und Reduktion der persönlichen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.
[...] Tendenzen, diese Entwicklungen mit all ihren Vor- und Nachteilen gedanklich hinauszuschieben auf eine zukünftige Zeit. Man fühlt sich generell noch dem (vergangenen) Zeitabschnitt des „saft- und kraftvollen“ Erwachsenenlebens zugehörig [...] großes Bestreben, die eigene Autonomie und Unabhängigkeit zu bewahren, zugleich existieren große Ängste in Bezug auf das Alter(n), jeder hat zumindest eine Ahnung davon, dass man irgendwann Hilfe benötigen wird. Dennoch leben die Best Ager in der Illusion, das Leben gehe ewig weiter. Entsprechend wird das Vermögen für die „Ewigkeit“ angelegt. [...]
Die psychologische Herausforderung in der Entsparphase [...] besteht für die Betroffenen darin, einen beweglichen Umgang mit der Planung des verbleibenden Lebensabschnitts zu finden, ohne sich durch Schreckensbilder von drohender Krankheit, Siechtum und Tod lähmen zu lassen. [...] als übermächtiger Feind immer eine Todesdrohung [...] Probleme, die mit dem Älter-Werden einhergehen, [...] von den Betroffenen unbewusst ausgeblendet, um sich nicht mit möglichen harten Realitäten wie Krankheiten, [...] beschäftigen zu müssen. Durch das Ausblenden wird eine Planung bis zum bitteren Ende vermieden. Was das Alter betrifft, möchte niemand genau hinsehen. Man kann nicht vorhersehen, was einem die Zukunft in Hinblick auf Krankheit, körperlichen bzw. geistigen Verfall oder den plötzlichen Tod des Partners bereithalten mag. [...] Stattdessen werden im Hier und Jetzt Lebendigkeitsbeweise durch ein (über-)aktives Managen des Alltags erbracht, durch engagierte Tätigkeiten und Nebentätigkeiten oder Beweise der eigenen Mobilität. [...] es droht ein Wechsel vom Wohnmobil zum Treppenlift. [...]
Das Vermögen ist das Gegengewicht gegen die unausgesprochenen, aber latent immer vorhandenen Bedrohungen des Alters. Die Befragten wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, ihr angespartes Vermö- gen wieder auszugeben. Sie möchten sich nicht der erwirtschafteten Sicherheiten berauben. [...]
Anlagevermögen und Immobilien als Standbein: Hier soll der Status quo bewahrt werden. Man will sich seines Vermögens sicher sein. Bei einem Angreifen droht Kräfteverzehr. Laufende Einkünfte aus Renten, Vermietung, Zinsen und Ähnliches als Spielbein: Es geht um die Gestaltung des Alltags, den täglichen Konsum, um Reisen, die Anschaffung eines neuen Autos oder E-Bikes.
Typen
Planwirtschafter [...] Geldanlage ist für Jahre verplant. Sie sind für jede Eventualität versichert und versuchen so, ihre Ängste auszublenden.
Vertager [...] idealerweise Schatzbriefe für die Ewigkeit – damit hätten sie das Gefühl, Brief und Siegel auf ihren Lebensschatz zu haben. [...] Häufig sind Tagesgeldkonten an die Stelle der Schatzbriefe getreten. Auch damit geht man kein Risiko ein. Statt einer klaren Entschiedenheit wird das Vermögen nur von Tagesgeldkonto zu Tagesgeldkonto „vertagt“.
Blender führen ein aufwändiges bis luxuriöses Leben [...] Das Vermögen steckt in Sachwerten, die dem Schaueffekt dienen oder den Schein wahren. Häufig handelt es sich um große Autos, zum Teil um Immobilien, mit denen man andere beeindrucken möchte. Überdurchschnittlich viele Blender (68 %) besitzen eine Immobilie.
Options-Optimist [...] hat sein Vermögen bewusst auf verschiedene Säulen aufgeteilt und schafft sich dadurch unterschiedliche Optionen. Durch die vorhandenen (Handlungs-) Möglichkeiten strahlt dieser Typus Optimismus aus.