Montag, 29. Februar 2016

Funkkolleg Wirtschaft 15: Planlos ins Alter: die große Rentenverunsicherung

Funkkolleg Wirtschaft 15: Planlos ins Alter: die große Rentenverunsicherung

[...] Unsere Gesellschaft wird im Schnitt immer älter und der Generationenvertrag, so wie er ursprünglich gedacht war, wird die Rentner wohl nicht mehr ausreichend finanzieren können. Immer mehr schlecht bezahlte Jobs für große Bevölkerungsteile führen die Forderungen nach privater Vorsorge ad absurdum.[...]
Fragen: 
Wie kann der Sozialstaat unabhängig vom demografischen Wandel funktionieren? 
Welche Rolle spielt Einwanderung? 
Wie viel Verantwortung kann und sollte jeder Einzelne übernehmen?

Sendung
25:03 min (Download Funkkolleg Wirtschaft (15), MP3-Audioformat, 46 MB)

Zusatzmaterial:

Psychologie der Altersvorsorge: Entscheidungsfindung in der Ent(d)sparphase

[...] Für die Phase der aktiven Verwendung des angesammelten Vermögens zwischen dem Renteneintritt und dem Erbfall gibt es jedoch wenig Aussagen.[...]
 Welche Funktion und Bedeutung hat das angesparte Vermögen für den Einzelnen? 
 Welches sind eingeübte oder selbst verordnete Ausgabe-Maximen? 
 Wie viel wird für die eigenen Bedürfnisse eingesetzt? 
 Welche Rolle spielt der Wunsch, Teile des Vermögens zu vererben oder es noch zu Lebzeiten zumindest in Teilen  an die nachfolgende Generation zu übertragen? 
 Wie viel kann von dem Ersparten wirklich ausgegeben werden angesichts eines schwer kalkulierbaren  Langlebigkeitsrisikos? 
 Wie viel wird für Unvorhersehbares zurückgehalten?

Grundsätzlich werden Begriffe wie „alt“ oder „Senior“ von der Generation 50 plus gemieden. Solche Begriffe werden erlebt als Sinnbild für 
 Verlust körperlicher und geistiger Beweglichkeit und Lebendigkeit 
 Fremdbestimmung und ohnmächtiges Angewiesen-Sein auf andere (zum Beispiel die eigenen Kinder oder „fremde“ Institutionen) 
 Einengung und Reduktion der persönlichen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten. 
[...] Tendenzen, diese Entwicklungen mit all ihren Vor- und Nachteilen gedanklich hinauszuschieben auf eine zukünftige Zeit. Man fühlt sich generell noch dem (vergangenen) Zeitabschnitt des „saft- und kraftvollen“ Erwachsenenlebens zugehörig [...] großes Bestreben, die eigene Autonomie und Unabhängigkeit zu bewahren, zugleich existieren große Ängste in Bezug auf das Alter(n), jeder hat zumindest eine Ahnung davon, dass man irgendwann Hilfe benötigen wird. Dennoch leben die Best Ager in der Illusion, das Leben gehe ewig weiter. Entsprechend wird das Vermögen für die „Ewigkeit“ angelegt. [...]
Die psychologische Herausforderung in der Entsparphase [...] besteht für die Betroffenen darin, einen beweglichen Umgang mit der Planung des verbleibenden Lebensabschnitts zu finden, ohne sich durch Schreckensbilder von drohender Krankheit, Siechtum und Tod lähmen zu lassen. [...] als übermächtiger Feind immer eine Todesdrohung [...] Probleme, die mit dem Älter-Werden einhergehen, [...] von den Betroffenen unbewusst ausgeblendet, um sich nicht mit möglichen harten Realitäten wie Krankheiten, [...] beschäftigen zu müssen. Durch das Ausblenden wird eine Planung bis zum bitteren Ende vermieden. Was das Alter betrifft, möchte niemand genau hinsehen. Man kann nicht vorhersehen, was einem die Zukunft in Hinblick auf Krankheit, körperlichen bzw. geistigen Verfall oder den plötzlichen Tod des Partners bereithalten mag. [...]  Stattdessen werden im Hier und Jetzt Lebendigkeitsbeweise durch ein (über-)aktives Managen des Alltags erbracht, durch engagierte Tätigkeiten und Nebentätigkeiten oder Beweise der eigenen Mobilität. [...]  es droht ein Wechsel vom Wohnmobil zum Treppenlift. [...]
Das Vermögen ist das Gegengewicht gegen die unausgesprochenen, aber latent immer vorhandenen Bedrohungen des Alters. Die Befragten wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, ihr angespartes Vermö- gen wieder auszugeben. Sie möchten sich nicht der erwirtschafteten Sicherheiten berauben. [...] 

Anlagevermögen und Immobilien als Standbein: Hier soll der Status quo bewahrt werden. Man will sich seines Vermögens sicher sein. Bei einem Angreifen droht Kräfteverzehr. Laufende Einkünfte aus Renten, Vermietung, Zinsen und Ähnliches als Spielbein: Es geht um die Gestaltung des Alltags, den täglichen Konsum, um Reisen, die Anschaffung eines neuen Autos oder E-Bikes.

Typen
 Planwirtschafter [...] Geldanlage ist für Jahre verplant. Sie sind für jede Eventualität versichert und versuchen so, ihre Ängste auszublenden. 
Vertager [...] idealerweise Schatzbriefe für die Ewigkeit – damit hätten sie das Gefühl, Brief und Siegel auf ihren Lebensschatz zu haben. [...] Häufig sind Tagesgeldkonten an die Stelle der Schatzbriefe getreten. Auch damit geht man kein Risiko ein. Statt einer klaren Entschiedenheit wird das Vermögen nur von Tagesgeldkonto zu Tagesgeldkonto „vertagt“. 
Blender führen ein aufwändiges bis luxuriöses Leben  [...] Das Vermögen steckt in Sachwerten, die dem Schaueffekt dienen oder den Schein wahren. Häufig handelt es sich um große Autos, zum Teil um Immobilien, mit denen man andere beeindrucken möchte. Überdurchschnittlich viele Blender (68 %) besitzen eine Immobilie.
Options-Optimist [...] hat sein Vermögen bewusst auf verschiedene Säulen aufgeteilt und schafft sich dadurch unterschiedliche Optionen. Durch die vorhandenen (Handlungs-) Möglichkeiten strahlt dieser Typus Optimismus aus.

OER Festival 2016

OER Festival 2016

Eine kompetente Vorstellung der Aktivitäten durch Frau Schütze

Tweets vom OER Festival 2016

Video

Antragsskizze

Montag, 22. Februar 2016

Fk Wirtschaft 14: Auslaufmodell Solidarität – welche Zukunft haben die Gewerkschaften?

Folge 14: Auslaufmodell Solidarität – welche Zukunft haben die Gewerkschaften?
Projekt-Arbeit, Outsourcing, Einzelkämpfer–Mentalität – ob Freiberufler oder klassischer Arbeitnehmer, der arbeitende Mensch ist heute ein Leistungsträger und kein Klassenkämpfer. Das stürzt Gewerkschaftler in die Sinnkrise. In den USA wird die Ent-Organisierung der Arbeitswelt in vielen Bundesstaaten bereits politisch durchgesetzt: mit den sogenannten „Right to work“-Gesetzen. Die einst so mächtige Gewerkschaftsbewegung ist heute in viele Einzelgewerkschaften aufgesplittert, für jeden Job gibt es eine Gewerkschaft. Und die klagen über Mitgliederschwund. Weniger Masse bedeutet auch weniger Schlagkraft. Hinzu kommt: In den USA ist fast jeder Dritte mittlerweile freiberuflich tätig,...

Dienstag, 16. Februar 2016

Fk Wirtschaft:Extra 2: Vom Machtkampf zwischen Ökonomie und Politik und 3: Wer anderer Meinung ist, gilt als Ketzer




Extra 02 Vom Machtkampf zwischen Ökonomie und Politik 

Ein Gespräch mit Professorin Gesine Schwan  Sendedatum  Was ist wirtschaftlich sinnvoll, was ist politisch sinnvoll, was ist politisch umsetzbar: Diese Fragen sind im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Kollaps Griechenlands in den zurück liegenden Monaten heftig diskutiert worden. In dieser Extra-Ausgabe des Funkkollegs Wirtschaft erörtern wir den oft übersehenen, aber zentralen Konfliktpunkt – den Konflikt zwischen Ökonomie und Politik.  Gesprächspartnerin der hr-iNFO-Journalistin Juliane Orth ist die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan. 

Sendung

Extra 03 Wer anderer Meinung ist, gilt als Ketzer


Ein Gespräch mit Thomas Mayer, ehemals Chefvolkswirt der Deutschen Bank

Sendedatum in hr-iNFO: Montag, 04.01.16, 20.35 Uhr
Wiederholungen: am folgenden Samstag, 11.35 Uhr und Sonntag, 8.35 Uhr und 20.35 Uhr
Banale Fragen, auch wenn sie mit vielen Fachbegriffen erörtert und in komplizierten mathematischen Formeln dargestellt werden, erbringen bloß banale Antworten – jedoch ein hohes Ansehen in der wirtschaftswissenschaftlichen Fachöffentlichkeit. Jedenfalls dann, wenn diese Fragen in  einer international verbreiteten Fachzeitschrift publiziert wurden. Kein Wunder also, dass viele Wirtschaftswissenschaftler sehr zurückhaltend sind, wenn es darum geht, sich allgemeinverständlich zu ökonomischen Themen zu äußern.
Kritik an diesem Zustand äußert Dr. Thomas Mayer, der bis 2012 Chefvolkswirt der Deutschen Bank war und danach sein eigenes Forschungsinstitut, das Flossbach von Storch Research Institute, gründete. Ausschnitte aus seinem Gespräch mit der hr-iNFO-Wirtschaftsjournalistin Judith Kösters senden wir in einer Extra-Ausgabe des Funkkollegs Wirtschaft.

Sendung

Fk Wirtschaft 13: Die Abgehängten – funktioniert der Arbeitsmarkt?

Millionen Menschen auf dem Arbeitsmarkt sind abgehängt. Viele Deutsche stecken seit Jahren in Hartz IV fest, finden trotz Ausbildung keinen Job mehr. Wie kann das sein? 
Wie beurteilen Arbeitsmarkt-Forscher und Bildungs-Ökonomen die Tatsache, dass hier, wenn man so will, Humankapital verkommt? Können wir uns das überhaupt leisten? Außerdem sind viele Menschen, die in Teilzeit arbeiten oder die einen oder mehrere Minijobs haben,  arm trotz Arbeit. Ihnen hilft auch kein Mindestlohn. 
Die Folgen für die „Abgehängten“ sind hart: Experten warnen vor zunehmender Altersarmut. Denn wer jahrelang von Hartz IV lebt oder kaum genug zum Leben verdient, der kann auch nicht ausreichend für das Alter vorsorgen. Wieso tut sich die Politik so schwer, Antworten zu finden?

Sendung

Über 1 Mill. Aufstocker, weil Arbeitsverdienst nicht ausreicht.
60% der Alleinerziehenden beziehen Hartz IV.

Weber: Nur Arbeitslosigkeit abbauen um jeden Preis falsch, jetzt hat sich der Trend gewandelt. Das ist auch ein Einfluss der Demographie. 

Notwendig sind individuell angepasste Lösungen. 

Samstag, 13. Februar 2016

Einzelkämpfer gesucht: vom Arbeitnehmer zum „Arbeitskraft-Unternehmer“ (Funkkolleg Wirtschaft Folge 12)

Sendung zum Download

Cloud working wird beworben mit einem Autonomiesteigerungsversprechen, aber im überwiegenden Fall ist es kein tragfähiges Modell für den Lebensunterhalt, denn für 4/5 der cloud worker ist es nur nebenberufliche Tätigkeit.

"Unbefristete Arbeitsverträge sind in vielen Bereichen nicht mehr üblich,  viele arbeiten mit Projekt-Verträgen oder als Freiberufler. Jeder muss seine Arbeitskraft permanent neu und möglichst gut verkaufen. So wird der Mensch zum „Arbeitskraft-Unternehmer“."

Man muss "auf sich achten" (Selbstorganisation); um Selbstüberforderung zu verhindern. 

"Wenn Arbeit zum Lotteriespiel wird, hat sie keine Zukunft mehr. So funktionieren Gesellschaften nicht mehr." (Gewerkschaftler)