Dienstag, 8. Dezember 2015

Funkkolleg Wirtschaft Folge 6: Sparen bis zum Untergang? Reformpolitik in der Krise

Sparen bis zum Untergang? Reformpolitik in der Krise

"Die kriselnden Euro-Staaten haben von ihren EU-Partnern Sparprogramme verordnet bekommen, auch Austeritäts-Programme genannt. Es geht darum, die Staatsausgaben und –schulden zurückzufahren und die Haushalte zu sanieren. Aber wie eine Krise gelöst werden kann, das ist die vielleicht umstrittenste Frage unter Volkswirten. Dabei stellt sich die Frage: Kann man eine Wirtschaft  auch „kaputtsparen“? Wieso gibt es so grundverschiedene Wirtschafts-Rezepte für überschuldete Krisenländer? Die einen orientieren sich am IWF, dem Internationalen Währungsfonds, der verschuldeten Staaten seit Jahrzehnten diktiert: Probleme löst nicht der Staat, sondern der Markt. In der Theorie des Ökonomen J.M. Keynes dagegen heißt es, dass der Staat in  Krisen gerade nicht sparen soll.  Seine Devise lautet:  Investieren und die Wirtschaft ankurbeln. Sparen in der Krise verschärfe die Krise. Und was ist mit dem vielbeschworenen Konzept der  „Wettbewerbsfähigkeit“ von Volkswirtschaften?"

Aus der Sendung: 
Vom Rettungsschirm zum ESM


Zusatzmaterialien


Beispiele:

Ökonom: Wachstumsprogramme verschieben nur das Problem

Sollten Wachstumsprogramme die Sparpolitik in den Krisenländern ersetzen? Nein sagt Clemens Fuest. Er argumentiert, dass der Abbau der Defizite nicht in die Zukunft verschoben werden kann und dass Wachstumsprogramme das Problem nur verschieben würden. Er hält es dagegen für ratsamer die Banken zu rekapitalisieren.
Quelle: Hatting, A., „Ökonom: Wachstumsprogramme verschieben nur das Problem“, Deutschlandradio Kultur, 2012.

Klotzen wie Keynes

Sparen verschlimmert die Probleme der hochverschuldeten Krisenstaaten, sagen viele Experten. Sie berufen sich auf den britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Er hatte in der Großen Depression argumentiert, dass wenn die Staatsausgaben zur falschen Zeit zusammengestrichen werden, der Abschwung und die fiskalischen Probleme verschärft werden könnten. Erst wenn die Wirtschaft stark genug ist, könne über Defizitabbau geredet werden. Schrumpft die Wirtschaft durch Sparmaßnahmen weiter, kommen die Krisenländer nie aus der Schuldenfalle raus, glaubt auch der Wirtschaftsweise Bofinger.
Quelle: Hoffmann, C., „Klotzen wie Keynes“, Süddeutsche Zeitung, 2012.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen